Sonntag, 4. Dezember 2016

Advent, Advent...

Inzwischen ist auch hier langsam aber sicher der Herbst vorbei und der Winter steht vor der Tür. Das ganze Laub muss beseitigt werden, was die Bewohner und auch mich einige Tage beschäftigt hat.

Geländearbeit am Nachmittag

Die Bäume werden also kahler, aber die Sonne gibt ihr Bestes, um noch ein bisschen Farbe in diese graue Zeit zu bringen. Beinahe jeden Abend (inzwischen eher nachmittags) kann man wunderschöne Sonnenuntergänge beobachten und ich muss wirklich zugeben, noch nie so beeindruckende Farben am Himmel gesehen zu haben.



Die ganze Halloween- und Herbstdekoration ist nun aber der Weihnachtsdekoration gewichen und es haben auch schon einige besondere Veranstaltungen stattgefunden.

Nachdem ich Ende November mit zwei Freiwilligen am Wochenende im Kino war ("Fantastische Tierwesen und wo sie zu finden sind" ist ein sehr empfehlenswerter Film!), haben wir vor dem Einkaufscenter, in dem das Kino war, ein kleines Weihnachtsdorf entdeckt, auf dem wir dann unseren ersten Glühwein des Jahres getrunken haben (hat allerdings mehr nach Punsch geschmeckt, so süß wie der war...). Deutsche Namen der Getränke und deutsche Musik haben das Flair leider etwas zerstört. Die Schotten haben es scheinbar nicht so wirklich mit Weihnachtsmärkten.

kleines Weihnachtsdorf in Aberdeen

Um die Adventszeit zu eröffnen, hat am Freitag vor dem ersten Advent der sog. Adventsgarten oder auch die Adventsspirale stattgefunden. Diese Begriffe waren mir völlig fremd, allen anderen Freiwilligen, die eine Waldorfschule besucht haben, waren sie aber durchaus ein Begriff.
Aus Tannenzweigen wurde eine riesige Spirale in der Turnhalle erstellt, in deren Mitte eine große Kerze stand. Jeder Bewohner konnte dann mit einer kleinen Kerze durch diese Spirale laufen, um am Ende die Kerze zu entzünden und anschließend irgendwo in der Spirale zu platzieren. Für viele war das eine Herausforderung, die aber von allen gemeistert wurde. Alle anderen haben um diese Spirale herum gesessen und weihnachtliche Lieder gesungen. Am Ende waren zahlreiche Kerzen in der Spirale platziert. Es war wirklich eine besondere und super schöne Erfahrung und eine tolle Aktion, um die Adventszeit einzuläuten.
Hinter der Adventsspirale steht der Gedanke, dass Engel die Kinder auf den Weg in die Weihnachtszeit schicken, um am Ende Maria zu begegnen, die einem ein Licht in dieser dunklen Zeit schenkt. So ganz sicher bin ich mir aber leider nicht, ob ich das richtig verstanden habe, aber falls ehemalige Waldorfschüler oder anthroposophisch inspirierte Menschen unter Euch sind, könnt ihr mich gerne korrigieren! In jedem Fall war es sehr schön, diese Lichter in dem abgedunkelten Raum zu beobachten.

Vorbereitung der Kerzen

Die Kerzen werden mit einem Tannenzweig in Äpfel
gesteckt, um sie gut tragen und aufstellen zu können

Adventspirale: Es wurden bereits viele Kerzen
an der großen Kerze in der Mitte entzündet

Am Samstag vor dem ersten Advent wurden dann Adventskränze gemacht, die jetzt an Türen hängen oder auf vielen Tischen im Haus verteilt wurden. Eigentlich hatte ich an diesem Tag frei, aber diese Aktion wollte ich nicht verpassen und habe kurz vorbei geschaut. Letztendlich war ich dann länger als eine Stunde dort, weil alle begeistert waren, wie ich die Adventskränze gebunden habe und sie wollten nicht auf meine Hilfe verzichten (Ich hatte also scheinbar eine sehr gute Lehrerin, eingeweihte Personen können sich vorstellen, wer mir das beigebracht hat.).

Adventskränze binden

Am Sonntag des ersten Advents bin ich dann mit einigen anderen Freiwilligen in das Zentrum Aberdeens gefahren, weil dort die weihnachtlichen Lichter in der Hauptstraße angemacht wurden. Dazu gab es eine kleine Parade mit Dudelsackmusik und weihnachtlichen Kostümen von verschiedenen Gruppen. Es war wirklich wahnsinnig gut besucht und wir haben über eine Stunde auf einen Bus zurück gewartet, der nicht überfüllt war.


Parade in der "Union Street", der Hauptstraße Aberdeens

Umzugswagen mit Santa Clause vom Aberdeen City Council

Davor haben wir noch den Weihnachtsmarkt Aberdeens besucht, der diesem Begriff aber keineswegs gerecht wird. Einige kleine Buden säumten eine Straße, an deren Ende es ein paar freizeitparkähnliche Karussells und eine Openair-Eisbahn gab. Die drei Buden, die Glühwein und Punsch verkauft haben, haben scheinbar nicht mit so einem großen Andrang gerechnet. Wir konnten jedenfalls weder Punsch noch Glühwein kaufen, weil alles ausverkauft war. Zwischenzeitlich wurde der Eingang des Marktes sogar dichtgemacht, weil viel zu viele Menschen nach der Parade über den Weihnachtsmarkt laufen wollten.
Von dem Weihnachtsmarkt und -dorf hier bin ich also sehr enttäuscht. Er hat nicht annähernd das Flair wie Weihnachtsmärkte in Deutschland. Ich freue mich schon sehr, wenn ich zwischen Weihnachten und Neujahr dann den Bielefelder Weihnachtsmarkt unsicher machen kann.

Die Weihnachtsbäume säumen den Eingang des Marktes,
man sieht die Menschenmassen

auf dem Aberdeener Weihnachtsmarkt

Ansonsten kann ich berichten, dass wir in Witiko einen riesigen Adventskalender haben, hinter dessen Türen sich kleine Transparentbilder befinden. Jeden Abend versammeln wir uns also im Wohnzimmer, um ein Türchen zu öffnen und einen Teil einer Weihnachtsgeschichte zu hören. Demnächst werde auch ich einen Tag übernehmen und einen weiteren Teil der Geschichte erzählen.

Außerdem hat bei uns im Haus auch das "wichteling" begonnen. Es ist angelehnt an das deutsche "Wichteln". Wir Mitarbeiter haben unter uns also Namen ausgelost und sollen unserer Person jetzt in der Zeit bis Weihnachten täglich kleine Aufmerksamkeiten zukommen lassen. Der Spaß besteht allerdings darin, dass auch kleine Streiche erlaubt sind. Bis jetzt ist alles noch ganz friedlich verlaufen (ich habe bis jetzt Süßigkeiten und erste Ausschnitte aus einer Weihnachtsgeschichte bekommen). Ich bin allerdings gespannt, was in den nächsten Tagen noch passieren wird. In den letzten Jahren wurden beispielsweise Mülltonnen in die Bäume gehängt, Zimmer verwüstet oder Möbel im Haus verstellt. Mal sehen, ob ich verschont bleibe, ich kann es mir aber nicht vorstellen.

Witikos weihnachtliche Beleuchtung
Auch in der Schule im Deutschunterricht wird
weihnachtlich gebastelt und gesungen

Für große Aufregung hat auch, wie im letzten Eintrag schon angekündigt, die Inspektion in der Schule gesorgt. Vergangene Woche kamen an drei Tagen Leute in die Klassen, um die Schule und den Unterricht zu beurteilen. Die Inspektion im letzten Jahr ist angeblich nicht zu einem guten Ergebnis gekommen, weswegen die Inspektion vergangene Woche angeordnet wurde. Die Lehrerin meiner Klasse hatte mir zuvor schon angekündigt, dass mir Fragen bezüglich meiner Arbeit dort gestellt werden könnten. Ich musste mir daher einige Papiere durchlesen und mir weiteres allgemeines Wissen über die Arbeit in schottischen Schulen aneignen (vom "curriculum for excellence" habe ich vorher z.B. noch nie gehört). Letztendlich haben die Inspekteure allerdings nur zugeguckt und mich mit ihren Fragen verschont.
Insgesamt ist die Inspektion wohl gut verlaufen und die Dinge, die letztes Jahr noch bemängelt wurden, haben sich angeblich deutlich verbessert. Das freut einen natürlich zu hören.


Ansonsten kann ich noch berichten, dass ich mich einmal pro Woche mit anderen Freiwilligen treffe, um englische Weihnachtslieder zu sigen, was wirklich schön ist, Spaß macht und in jedem Fall auch eine Bereicherung für mich ist.
Außerdem übe ich gerade mit drei anderen Freiwilligen ein schwedisches vierstimmiges Lied ein, das wir nächsten Sonntag bei einem Event aufführen werden. Zu viel verrate ich noch nicht, aber wer schon einmal etwas von "Santa Lucia" gehört hat, kann sich bestimmt schon ein Bild machen.

Gestern war ich zusammen mit einer anderen Freiwilligen aus meinem Haus in einer Nachbareinrichtung, die eng mit meiner Einrichtung hier zusammen arbeitet (in der Einrichtung leben allerdings nur erwachsene Menschen mit Behinderung). Dort hat ein kleiner Weihnachtsbasar stattgefunden und es wurden viele Dinge verkauft, die in den Werkstätten erstellt wurden. Das war wirklich schön und ich bin schon gespannt, wie der Weihnachtsbasar hier auf meinem Gelände in knapp zwei Wochen wird.


Zuletzt möchte ich mich noch bei den zwei Personen bedanken, die mir jeweils einen riesigen Adventskalender geschickt haben!!!! Ich musste sogar mein Zimmer umräumen, um Platz für die beiden Kalender zu haben. Ich freue mich wahnsinnig, jeden Morgen zwei Überraschungen zu bekommen und das Ganze erleichtert mir die Zeit auf jeden Fall auch. Das ganze Plätzchenbacken und die weihnachtliche Zeit Zuhause fehlen mir schon sehr.
In weniger als drei Wochen bin ich aber schon wieder Daheim, darauf freue ich mich auch total.


Jetzt ist der Eintrag plötzlich viel länger geworden als gedacht, es gab aber auch einiges zu berichten! Auch in den nächsten Wochen bis Weihnachten werden einige weitere besondere Aktionen stattfinden, über die ich dann in einem anderen Eintrag berichten werde.

Ich wünsche Euch allen eine wunderbare Adventszeit! Ceep calm, Freya:-)




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