Sonntag, 21. Mai 2017

Ostern und erster Mai

Nachdem ich Karfreitag von unserer Rundreise zurückgekommen war, hatte ich noch zwei freie Tage vor mir. Natürlich war es auf der einen Seite etwas schade, das große Osterfest Zuhause mit der Familie zu verpassen, auf der anderen Seite sollte jedoch auch in meiner Einrichtung ein großer Brunch mit anschließender Ostereiersuche stattfinden.
Samstag habe ich dann jedoch zusammen mit anderen Freiwilligen, die Ostersonntag ebenso frei hatten, beschlossen, einen eigenen entspannten Brunch zu veranstalten.
So haben wir uns zu acht in einem Haus, in dem an dem Sonntag keine Bewohner waren, am frühen Mittag getroffen und einen wunderbaren Brunch auf die Beine gestellt. Das war sehr nett und unser Essen auch wirklich gut. Den restlichen Tag haben wir dann entspannt ausklingen lassen.


Ostertisch in Witiko


Ostermontag musste ich dann wieder arbeiten. Die Schule hat erst am Dienstag angefangen, also hatten wir noch einen ruhigen Tag in Witiko. Während ein Teil der Freiwilligen mit unseren Bewohnern einen Ausflug gemacht hat, ist ein anderer Teil hoch auf unseren riesigen, beinahe verwunschenen Dachboden gestiegen, um dort einmal vernünftig aufzuräumen und auszumisten. Wer hätte es gedacht, aber wir hatten wirklich Spaß dabei. Da es in unserer Einrichtung so viele Feste und Veranstaltungen gibt, war natürlich auch entsprechend viel Deko vorhanden und nicht zuletzt auch eine wirklich endlos lange Kleiderstange mit den verrücktesten selbstgemachten Kostümen- man hat sich wirklich fast gefühlt als wäre man in einer Theatergarderobe.

Am Abend haben wir zusammen mit den Bewohnern dann noch Ostereier bemalt (etwas verspätet, aber man kann ja schon mal für das nächste Jahr vorsorgen). Das letzte Mal, dass ich Ostereier bemalt habe, ist zugegeben schon viele, viele Jahre her.




Da die Schulferien wie gesagt anders als in Deutschland schon direkt nach Ostermontag endeten, ging es für mich am Dienstagmorgen dann um 6:40 Uhr wieder an die Arbeit.
Ich habe gemerkt, wie sehr ich die Kinder in der Schule und vor allem den kleinen Autisten, den ich betreue, vermisst habe. In den zwei Wochen sind alle wie verrückt gewachsen und haben zahlreiche Wackelzähne verloren.

Ich habe mich gut wieder in den (Schul-)Alltag eingefunden und bin gut in meinen letzten Term gestartet. Ich merke wirklich wie sich meine Zeit hier dem Ende zuneigt. Einerseits zähle ich natürlich die Tage, bis ich wieder Zuhause bei Familie und Freunden bin, andererseits muss ich wirklich sagen, dass ich momentan meine beste Zeit hier habe und die letzten acht Wochen in vollen Zügen genieße. Die Atmosphäre und Beziehungen unter und zu den anderen Freiwilligen ist gerade wirklich auf einem Hochpunkt. Wir sind vor allem auf meinem Gelände nochmal enger als Gruppe zusammengewachsen und nutzen viele Abende, um gemeinsam Zeit zu verbringen. Nicht unbeteiligt daran ist wahrscheinlich auch die Sonne, die alle aus ihren Zimmern nach draußen lockt- es wird nachts nun auch nicht mehr dunkel!
In unseren Pausen machen wir Spaziergänge zum Fluss, der an unser Gelände grenzt, und die Lagerfeuersaison (sogar am Strand) ist nun auch offiziell wieder gestartet.

auf dem Gelände strotzt es nur so vor Blumen jeglicher Art,
sie blühen scheinbar auch deutlich früher als in Deutschland



einen Abend sind wir zum Hafen Aberdeens gefahren,
um dort Delfine zu beobachten, total beeindruckend!


Ein weiteres Fest, von dem ich berichten kann, hat am ersten Mai stattgefunden! Vor dem Mittagessen haben sich alle Leute des Geländes in Witikos großem Garten versammelt, um gemeinsam in den Mai zu tanzen. In deutschen Dörfern habe ich zwar immer mal wieder Maibäume gesehen- einen richtigen Maitanz allerdings noch nie! Ich weiß nicht, ob ich da eine der wenigen bin, der es so geht?

In Kurzform kann ich ja einmal erklären, wie so ein Maitanz abläuft:
An einem Maibaum werden lange verschiedenfarbige Bänder befestigt. Jeder Tänzer hält solch ein Band fest und zu Livemusik wird dann im Kreis um diesen Baum getanzt. Es gibt natürlich verschiedene Tänze mit unterschiedlichen Schweregraden. Man kann beispielsweise einfach zusammen im Kreis um den Baum laufen, sodass sich die Bänder um den Stamm wickeln. Noch schwieriger wird es dann z.B., wenn man sich in Gruppen zusammen tut und dann alle in unterschiedliche Richtungen laufen. Das höchste Level ist dann, wenn die Tänzer mit ihren Bändern in entgegengesetzte Richtungen laufen und dabei ihre Bänder ineinander verweben. Das Hauptaugenmerk der Zuschauer liegt dann auf dem oberen Ende des Baumstamms, auf dem durch die Bänder wirklich beeindruckende Muster entstehen.





In meiner Klasse haben wir nach dem ersten Mai sogar einen eigenen Maibaum gebaut, um den wir in diesem Monat nun jeden Morgen tanzen.
Vergangene Woche hatten wir einen kulturellen Abend für alle Freiwilligen und Angestellten, an dem wir dann auch verschiedene Tänze ausprobiert haben. Der Maitanz scheint in Camphilleinrichtungen also eine wirklich bedeutende und auch beliebte Aktion zu sein.


Der letzte Punkt, von dem ich nun noch berichten kann, bezieht sich auf den Kurs, den wir Freiwilligen wöchentlich besuchen müssen. Jede Woche lernen wir dort etwas über verschiedene Themen, die sich auf unsere Arbeit mit jungen Menschen mit Behinderung beziehen.
Vergangene Woche hatten wir das Glück, etwas über "social painting" zu lernen- und das im praktischen Sinne. Der Lehrer für diesen Kurs war David Newbatt, ein in ganz Großbritannien und sogar weltweit bekannter anthroposophischer Künstler, der all die Bilder, die in Camphilleinrichtungen an den Wänden hängen, gemalt hat.

Wir haben uns um so etwas wie eine riesige Leinwand gestellt und dann allesamt gleichzeitig mit unseren Fingern ein Gemälde gemalt. Das Thema sollte der Regenwald sein. Wir haben am Rand des Bildes mit schwarzer Farbe angefangen und sind dann zur Mitte hin immer heller geworden. Es war wirklich beeindruckend, wie aus so vielen kleinen Schritten am Ende ein wirklich super schönes Gemälde entstanden ist, das ich mir am liebsten selber ins Zimmer gehängt hätte (auch wenn mein Zimmer dafür zu klein wäre). Was mich am meisten beeindruckt hat, war der Fakt, dass man nicht einmal künstlerisch begabt sein muss, um so ein Werk gemeinsam mit anderen Menschen zu schaffen.

Das Bild wurde jetzt im Flur eines Bewohnerhauses auf dem benachbarten Gelände aufgehängt und hat da auch einen wirklich guten Platz gefunden wie ich finde.





Am kommenden Donnerstag ist Christi Himmelfahrt ("Ascension Day"), was hier natürlich auch gefeiert wird. Die Bewohner müssen nicht in die Schule oder die Workshops, stattdessen fahren wir alle gemeinsam in die Highlands, um dort eine große Wanderung auf einen Berg zu machen. Darauf bin ich schon sehr gespannt!
Darauf die Woche ist dann die "activity week" in unserer Einrichtung. Da geht es für mein Haus erneut in die Highlands- allerdings zum campen! Für fünf Tage werden wir komplett der Wildnis ausgesetzt sein und unser Essen über dem Feuer kochen. Das wird sicherlich ein kleines Abenteuer. Über das Campen der letzten Jahre wird total geschwärmt, es stehen uns dann sicherlich fünf tolle Tage bevor!
Darüber werde ich dann im nächsten Eintrag berichten.

Ceep calm, Freya:-)

Sonntag, 14. Mai 2017

Urlaubsrundreise mit der Familie

Hier folgt nun ENDLICH der versprochene Eintrag über die zweite Osterferienwoche, in der ich Urlaub hatte und Besuch aus der Heimat bekommen habe. Ich konnte den Eintrag leider nicht früher verfassen, weil mein Laptop den Geist aufgegeben hat- und trotz teuren Reparaturkosten nicht mehr zu retten war. Und bis der neue Laptop bestellt und angekommen ist, ist auch nochmal etwas Zeit vergangen. Ab jetzt kann ich aber also wieder regelmäßig von einem wunderbar neuen Laptop aus berichten!

In der zweiten Ferienwoche, der Woche vor Ostern (die Ferien liegen hier merkwürdigerweise vor Ostern- Karfreitag ist in Schottland auch gar kein Feiertag...), habe ich also Besuch von der Familie und Freunden bekommen. Wir haben eine kleine Rundreise durch Schottland gemacht und an verschiedenen Orten Station gemacht.

Zuerst habe ich die vier in Aberdeen empfangen und ihnen meine Einrichtung gezeigt. Das war wirklich toll für uns alle, weil sie sich jetzt ein viel besseres Bild von meiner Arbeit machen hier können.
Anschließend sind wir an den Strand gefahren und haben den Samstag gemeinsam in der Stadt verbracht.

mit Papa vor der typischen Aberdeenmalerei am Strand
Sonntagmorgen sind wir dann mit unserem nagelneuen Mietauto in unsere Rundreise gestartet:
Von Aberdeen ging es mit tollen Ausblicken und kurvigen einspurigen Straßen quer durch die Highlands. Das allein war schon ein kleines Abenteuer.

wem kommt dieser Stein bekannt vor? Da haben
Papa und ich im August schon mal vorgestanden

Nachdem wir die Highlands verlassen haben, ging es gen Norden nach Inverness, wir wollten schließlich auch mal den Versuch wagen, das Seeungeheuer Nessie von Loch Ness zu entdecken. Nebel und diesige Sicht haben den See wirklich mystisch wirken lassen. Ein paar Schatten haben wir tatsächlich im Wasser entdeckt, ob es sich dabei aber wirklich um Nessie gehandelt hat, sei mal dahin gestellt...;-)





Noch am selben Tag sind wir von Inverness dann Richtung Westen abgebogen, um auf unser erstes richtiges Ziel, die Isle of Skye, zu kommen. Auf unserem Weg haben wir zufällig ein beeindruckendes Castle entdeckt, das in einem James Bond Film sogar als Geheimversteck des FBI gedient hat.



Die Insel "Isle of Skye" vor der Westküste Schottlands ist eine der Highlights des Landes und wird aufgrund der unglaublich schönen Natur von vielen Touristen als Urlaubsziel gewählt. Unser kleines Ferienhaus lag in der einzigen wirklichen Stadt "Portree", ein kleines süßes Fischerstädtchen.



so viele Regenbögen wie in dieser Woche habe
ich noch nie gesehen

Von Portree aus haben wir dann in den nächsten Tagen unsere Ausflüge gestartet. Die Isle of Skye ist für das schlechte Wetter bekannt, das wir leider auch in vollen Zügen mitgenommen haben. Einen Tag hat es wirklich ohne eine einzige Unterbrechung in Strömen geregnet. Überall haben sich Wasserfälle gebildet und die Straßen waren überflutet. Leider konnten wir unsere Ausflugsziele an dem Tag gar nicht, oder nur aus dem Auto, besuchen.
An anderen Tagen wiederum haben wir das wirklich typische schottische Wetter erlebt: auf einen plötzlichen Regenschauer folgt Sonnenschein und so geht das dann den ganzen Tag.



Eines unserer ersten Ziele war der "Old Man Of Storr", eine wirklich beeindruckende Felsengruppierung. Zur Überraschung aller Touristen muss man aber erstmal eine wirklich nicht zu unterschätzende Wanderung, wenn nicht sogar Felsenerklimmung, hinter sich bringen. Einige der Touristen haben auf halbem Weg aufgegeben, da die matschige Erde und Felsbrocken einiges an Kondition verlangt haben. Wir haben es dennoch bis nach oben geschafft und hatten einen unvergleichbar wunderschönen Ausblick.








Vom "Old Man Of Storr" ging es mit dem Auto dann weiter zu unserem nächsten Ziel, dem "Kilt Rock". Der Felsen hat eine Struktur, die an die Falten eines typischen Schottenrocks erinnern, daher der Name. Neben dem "Kilt Rock" fällt außerdem ein großer Wasserfall direkt in`s Meer, was auch wirklich beeindruckend war.

im Vordergrund der Wasserfall,
im Hintergrund der Kilt Rock



An dem regenreichen Tag haben wir uns eine Whiskeydestillerie als Ziel ausgesucht. Auf der Isle of Skye wird einer der drei aus Schottland kommenden Whiskeys hergestellt. Leider waren wir nicht die einzigen Menschen mit dieser Idee, sodass wir leider keine Führung durch die Destillerie bekommen konnten- auf eine Verkostung des Talisker Whiskeys haben wir aber natürlich trotzdem nicht verzichtet.


Auf dem Weg zur Destillerie wollten wir noch den Leuchtturm von Skye besichtigen. Eine große Wanderung vom Parkplatz zum Turm durch den Regen wollten wir dann aber doch nicht machen. Der Leuchtturm ist sehr bekannt und taucht in vielen Kalendern auf!

hinter dem Felsen liegt der Leuchtturm

Nach drei Nächten auf der Insel ging es dann zu unserer letzten Station nach Edinburgh. Der Weg dahin, einmal quer durch Schottland, hat sich durch einen großen Unfall mit Straßensperrung leider auf den ganzen Tag ausgeweitet. So kamen wir abends müde in unserer Ferienwohnung an.

Am Donnerstag haben wir dann die Stadt erkundet und ich muss wirklich sagen, dass all die Leute, die mir von dieser Stadt vorgeschwärmt haben, nicht unrecht hatten. Eine große Burg ragt inmitten der Stadt auf einem Felsen in die Höhe, es gibt viele alte Gebäude, Parks und schöne Straßen.

Natürlich haben wir die Burg und die darin aufbewahrten schottischen Kronjuwelen besichtigt. Vom Castle aus verläuft die Royal Mile, eine Straße mit wunderschönen Häusern, Restaurants und Cafés. Am anderen Ende liegt das schottische Parlament, in das wir auch einen kleinen Abstecher gemacht haben.

vor dem Edinburgh Castle

in dem Castle wird aus Tradition täglich ein Kanonenschuss
abgefeuert, der Offizier hat die anschließende Aufmerksamkeit der
Touristen merkbar genossen


Royal Mile

das schottische Parlament




Am Freitag sind die anderen dann morgens von Edinburgh zurück nach Deutschland geflogen und für mich ging es mit dem Zug (die Strecke verläuft direkt am Meer, wirklich schön!) zurück nach Aberdeen. Die Woche war wirklich vielseitig und wir haben tolle Orte gesehen. Es war toll, euch vier hier gehabt zu haben!

Nächste Woche berichte ich dann darüber, wie ich Ostern gefeiert habe, in meinen letzten Schoolterm gestartet bin und in den Mai getanzt habe.

Ich hoffe es geht euch allen gut!

Ceep calm, Freya :-)