Sonntag, 19. Februar 2017

Der erste Besuch

Vom 10. bis zum 14. Februar habe ich meinen ersten Besuch hier in Aberdeen empfangen, mein Freund Marcel hat sich auf die lange Reise begeben und wir haben ein wunderschönes verlängertes Wochenende zusammen verbracht, das letztendlich wie erwartet natürlich viel zu kurz war.

Freitagabend habe ich ihn vom Flughafen abgeholt und nachdem wir in der Stadt was kleines gegessen haben, ging es dann auch müde in meine Einrichtung.

Leider hat das Wetter am Wochenende nicht wirklich mitgespielt und so habe ich ihm Samstag erstmal die Shoppingcentren Aberdeens gezeigt, die sich um die Hauptstraße der Stadt angesiedelt haben. Da wir uns damit natürlich nicht zufrieden gegeben haben, haben wir die Zähne zusammen gebissen und uns auf zum Strand gemacht.



Dort war es total stürmisch, sodass es echt anstrengend war, die Strandpromenade entlangzulaufen. Letztendlich haben wir es aber zu unserem Ziel geschafft; einer kleinen Straße, die vom Meer weg direkt auf das Fußballstadion zuführt. Marcel wollte es sich natürlich nicht nehmen lassen, das Stadion wenigstens von außen (und den Fanshop von innen) zu sehen. Ich hatte vorher recherchiert, ob der FC Aberdeen in den vier Tagen ein Heimspiel hat. Leider war dem nicht so, das nächste Spiel hat erst am 15. (also einen Tag nach seinem Abflug) stattgefunden und wurde übrigens 7:2 gewonnen. Es wäre sicherlich toll gewesen das anzuschauen! Gleichzeitig aber ein Grund für ihn, mich im Frühling nochmal besuchen zu kommen...

Haupteingang des Pittodrie Stadions

Ein Trikot durfte für ihn als Souvenir
natürlich nicht fehlen- und ist bei den
Mannschaftskollegen vom VfB Schloß Holte
super angekommen!


Am Sonntag sind wir dann früh aufgestanden, denn an dem Tag waren Ausflüge in die Umgebung geplant. Von Aberdeen ging es dann zunächst in den Süden in einen kleinen Fischerort. Der Ort an sich ist für Touristen nicht wirklich interessant, umso sehenswerter ist allerdings eine Burg am Stadtrand.

An der Klippe zum Dunnottar Castle



Wer erkennt die Burg wieder? Im Juli war ich auch schon mal da, noch bevor mein Freiwilligendienst begonnen hat.
Die Burg ist in und für Schottland sehr bekannt, da sie wunderschön an den Steilküsten am Meer liegt. Früher galt sie sogar als sicherster Ort Schottlands, weswegen die Kronjuwelen dort zeitweise versteckt wurden.



Mittags waren wir danach schon wieder zurück in Aberdeen, da wir morgens so früh gestartet sind. Deswegen haben wir uns dazu entschieden, den Ausflug, der für Montag geplant war, schon am Sonntag zu machen. Mit dem Bus sind wir dann in den Norden gefahren, um dort Seehunde an der Mündung eines Flusses ins Meer zu beobachten. Und wir wurden nicht enttäuscht...


eine junge Robbe hat sich sogar auf unsere
Seite des Flusses getraut- SO nah habe
ich die wilden Tiere wirklich noch nie
gesehen!


Im Hintergrund sieht man auf der anderen Seite
des Flusses die große Gruppe der Seehunde!


Abends waren wir dann zurück in Aberdeen und die Pubs Schottlands konnte ich Marcel natürlich nicht vorenthalten..!

Außerdem hatten wir das Glück, dass genau an dem Wochenende ein Lichterfestival in Aberdeen stattgefunden hat! An zentralen Orten der Stadt konnte man sich verschiedene Lichtinstallationen anschauen. Die großen Gebäude waren wirklich gut in Szene gesetzt und in den letzten Jahren hat das Festival angeblich sogar mehr als 35 000 Besucher gehabt.

Dieses Gebäude am Ende der Hauptstraße
war zwar nicht beleuchtet, sah vor dem
dunklen Himmel aber trotzdem
sehr beeindruckend aus!

Im Innenhof des Marischal Colleges gab es
einen Film, der auf die Mauern projiziert wurde

Auf dem Friedhof vor der St Nicholas Kirche wurden in Bäumen
und auf alten Grabsteinen riesige LED-Spinnen installiert,
die im Rhythmus zu Musik erleuchteten


Montag war das Wetter leider immer noch nicht gut. Wir haben uns trotzdem in die Altstadt Aberdeens aufgemacht, um die alten Kirchen und Universitäten zu besichtigen. Wir sind wohl genau in eine "Pause" geraten, jedenfalls wimmelte es auf der kleinen Straße nur so von Studenten. Von innen ist das "King´s College" übrigens genauso beeindruckend wie von außen! Schwere Holztreppen und -wände mit goldenen Verzierungen lassen das Gebäude auch von innen sehr edel wirken.

Die St. Machar Kathedrale in Alt Aberdeen


das King's College




Abends waren wir dann schön essen und am Dienstag haben wir lange geschlafen und die restlichen Stunden auf dem Gelände meiner Einrichtung verbracht, denn am späten Mittag ging es dann auch schon zurück zum Flughafen.

Insgesamt hatten wir, wer hätte es anders gedacht, wunderschöne Tage und haben das beste aus ihnen rausgeholt! Ich kann es gar nicht erwarten, wenn Marcel mich im Mai dann nochmal besuchen kommt und ich ihm noch mehr von meinem zweiten Zuhause zeigen kann.

Den nächsten Besuch erhalte ich übrigens in weniger als einem Monat, ich freue mich schon sehr!!!

In den letzten Tagen hat sich Schottland dann übrigens von seiner besten Seite gezeigt! Es sind hier 14 Grad und die Sonne scheint am wolkenlosen Himmel - der perfekte Grund, um für die Schotten den Frühling (oder Sommer?!) einzuläuten, indem einige schon in kurzer Hose unterwegs sind...
Das würden sich die Deutschen sicherlich nicht trauen!

Ceep calm, Freya :-)

Dienstag, 7. Februar 2017

Robbie Burns Day, Candlemas, Klippenausflug

Am 25.01. war der Robbie (Robert) Burns Day, ein schottischer Feiertag, der das Leben und die Werke des schottischen Dichters Robert Burns würdigt. Im Mittelpunkt steht an diesem Tag das Abendessen (in unserer Einrichtung wurde es auf den Mittag gelegt), das typisch schottisch gehalten wird. Schon am Morgen haben sich alle Bewohner ihre "kilts", also Schottenröcke, angezogen und auch die Kinder von außerhalb kamen voller Stolz wegen der Röcke in die Schule. Da die Schotten ja nicht willkürlich ihre Röcke auswählen und kaufen, sondern jede Familie ein eigenes Muster hat, hat sich kein einziger Kilt geglichen, was ich dann doch wirklich erstaunlich fand.
In der Schule haben wir dann zusammen schottische Volkstänze getanzt, die mir durch meine wöchentliche Übung mit einem Bewohner meines Hauses inzwischen auch schon fast alle bekannt sind.



Zum Mittagessen (bzw. Abendessen) gibt es (schottischer geht es wohl kaum) Haggis. Dazu werden gestampfte (Süß-)Kartoffeln und Gemüse serviert. Normalerweise darf ein guter schottischer Whiskey natürlich auch nicht fehlen, darauf wurde in unserer Einrichtung aber verständlicherweise verzichtet.
Vor dem Essen gibt es eine Präsentation eines Gedichtes von Robert Burns, das ganz nach dem Stil des Dichters in alter schottischer Sprache (für mich kaum verständlich) das Haggis anpreist. Während des Vortrags wird nach Anleitung des Gedichts das Haggis aufgeschnitten und anschließend serviert.
Wenn man nicht allzu genau hinschaut und auch nicht allzu sehr darüber nachdenkt, was genau man da gerade isst, schmeckt Haggis meiner Meinung nach auch deutlich besser, als es durch die vielen Erzählungen vermittelt wird. Eine kleine Portion hat mir dann aber auch gereicht.



Abends hat dann eine große Ceilidh stattgefunden, zu der sich alle Menschen des Geländes in der Turnhalle versammelt haben. In Schottland finden Ceilidhs regelmäßig statt. Meistens werden dazu natürlich Kilts getragen und dann zu schottischer Musik getanzt, gefeiert und getrunken. Auf Alkohol wurde bei unserer Ceilidh natürlich verzichtet, der Spaß blieb aber keineswegs aus. Es war wirklich toll, so viele Bewohner in ihren Kilts zu sehen und gemeinsam die traditionellen Tänze zu tanzen.

Am 02.02. hat eine andere Festlichkeit stattgefunden, das sog. "Candlemas", also das Fest der Kerzen (in Schweden ist dieses Fest "Santa Luccia", vielleicht erinnern sich ja einige an meine Einträge in der Weihnachtszeit!). An diesem Tag wird das Licht symbolisch in die Natur zu den Pflanzen und in die Gärten getragen, um sie mit Energie zu versorgen, damit sie im Frühling dann gut wachsen.

Normalerweise werden Erdlichter gebastelt. Dabei wird Erde zusammengepresst und eine Kerze in die Mitte gestellt. Anschließend werden Löcher gegraben, in die man die Kerzen dann stellen kann.
Dieses Jahr hat sich meine Einrichtung allerdings etwas anderes einfallen lassen. Wir haben statt Erdkerzen Kerzen aus Eis gemacht. Dafür haben wir Beeren, Blätter, Moos und kleine Äste gesammelt, in ein Gefäß getan und mit Wasser befüllt. Das ganze wurde dann eingefroren und am Candlemasday konnte man eine Kerze in die Mitte stellen. Deren Flamme hat dann das Eis durchleuchtet. Abends hat sich das Gelände dann draußen versammelt, um Lieder zu singen und die Kerzen gemeinsam zu entzünden und in die Natur zu bringen. Eine wirklich schöne Geste!




Außerdem stellt das Fest meist den Übergang vom Winter in den Frühling dar. Ist es an dem Tag bewölkt und regnerisch, hat der Winter keine Kraft mehr und macht dem Frühling Platz. Scheint allerdings die Sonne, steht der kalte Winter erst bevor.
Glücklicherweise hat man an dem Tag keinen einzigen Sonnenstrahl gesehen- der Frühling kann also kommen!


Letztes Wochenende habe ich dann einen Ausflug an die Küste südlich von Aberdeen gemacht, um dort mal wieder die für Schottland so bekannten Steilküsten und -klippen anzusehen. So unglaublich viel muss ich da gar nicht zu schreiben, denn ich glaube die Fotos sprechen für sich.
Wenn das Land mit dieser Natur einem das Herz nicht schneller schlagen lässt, dann weiß ich auch nicht. Das sind wirklich die kleinen tollen Ausblicke, die ich hier so lieben gelernt habe!

Ausblick auf die Klippen in Muchalls







Wenn am Abend zuvor noch Schnee fällt und am nächsten Tag nichts mehr davon zu sehen ist und man in einen wolkenfreien Himmel mit stundenlangem Sonnenschein blickt, zeigt sich Schottland mal wieder von seiner typischen Seite. Heute ist es dafür ununterbrochen stark am regnen, die kleinen Bäche auf dem Gelände sind teilweise sogar schon über die Ufer getreten. Wirklich verrückt!

Der erste Schneemann des Winters
in unserem Garten


Ansonsten kann ich noch von schönen Lagerfeuern von uns Freiwilligen berichten. Mit mehreren Gitarren, Trommeln, Keyboards und Gesang entstehen abends immer wieder wunderschöne Atmosphären, die inzwischen wirklich familiär für uns sind. Wir wachsen untereinander immer mehr zusammen, auch wenn man die meisten Freiwilligen aus den Nachbarhäusern unter der Woche leider so gut wie nie sieht. Dafür ist es an den Wochenenden umso schöner, wenn man sich zusammenfindet und nett beisammen sitzt und die freie Zeit genießt.

Lagerfeuer auf meinem Gelände mit
meist mehr als 20 Freiwilligen

Am Freitag bekomme ich dann für vier Tage ganz besonderen Besuch, über den es dann im nächsten Eintrag sicherlich ganz viel zu berichten gibt. Es sind viele Ausflüge geplant, also seid gespannt!

Ceep calm, Freya:-)